Verkehrskonzept der Zukunft

Schon im Frühjahr des Jahres 2019 haben sich die Herbitzheimer Grünen intensive Gedanken zur Verkehrssituation im Biosphärenreservat Bliesgau gemacht. Dieses erarbeitete Konzept, welches u.a. aktuelle Fachliteratur zum Thema Verkehr beinhaltet und sich zudem intensiv mit dem Positionspapier der Kreisverwaltung über die Verkehrsentwicklung des Saarpfalzkreises auseinander gesetzt hat, wurde durch die wertvollen Gedanken und Ideen der Herbitzheimer ergänzt. Dies geschah durch die Einwohnerbefragung der Herbitzheimer am 02.10.2019 auf dem Dorfplatz.  Dieses Konzept soll zudem als Leuchtturmmodell für die gesamte Kommune dienen. Es wurde ganzheitlich und nachhaltig erdacht. Lesen sie im folgenden den detaillierten Antrag zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Biosphäre. Die Initiatoren dieses Konzepts Marco Scherer, Andrea Rabung, Christian Stolz und Hans Jürgen Domberg drängen nun auf eine schnelle Prüfung und Umsetzung des Antrags durch die verantwortlichen Gremien, im Interesse der Biosphärenbewohner.

 

 

Antrag der Fraktion „Bündnis 90 / die Grünen“               Datum 04.10.2019

 

Verkehrskonzept Herbitzheim

1.) Fußgängerüberweg(e)
2.) Fahrradstraße auf der Rubenheimer Straße, beidseitig
3.) 30er Zone im Bereich Bliestal-Freizeitweg
4.) Geschwindigkeits-Messtafeln (an allen Ortseingängen)
5.) Ausgewiesene P+R Parkplätze (Saargemünder Straße u. Bürgerhaus)


Welche Gründe sprechen für ein neues Verkehrskonzept für Herbitzheim?


Der Verkehr hat sich innerhalb der letzten Jahre und Jahrzehnte, im Vergleich zu der dafür nötigen Infrastruktur, deutlich verändert. Der Güterverkehr, aber auch der Individualverkehr ist nicht nur im Saarpfalz-Kreis deutlich angewachsen. Bis zum Jahre 2030 ist zum Vergleichsjahr 2014 laut Verkehrsprognose des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ein weiteres Wachstum des Güterverkehr (+38%) und des Personenverkehrs (+13%) zu erwarten.
Von dieser Entwicklung sind auch wir in Herbitzheim betroffen. Das erhöhte Verkehrsaufkommen der letzten Jahre betrifft in unserem Ort in erster Linie die Bewohner unserer Hauptstraßen. Mehr Verkehr bedeutet hier hauptsächlich eine negative Auswirkung auf deren Lebensqualität. Eine höhere Belastung der Herbitzheimer Umwelt und erhöhter Verkehrslärm, der krank machen kann. Mit dem gestiegenen Verkehrsaufkommen steigt automatisch auch die Zahl derer, die durch Missachtung der StVO u.a. in Form erhöhter Geschwindigkeiten das Leben an Rubenheimer Straße und Saargemünder Straße unsicherer machen.
Die demographische Entwicklung unseres Dorfes verläuft analog der demographischen Entwicklung des Kreises und des Landes. Durch die alternde Gesellschaft werden wir künftig für eine bessere Integration dieser Verkehrsteilnehmer zu sorgen haben.
Der Verkehr im allgemeinen befindet sich im Vergleich zu den zwei vergangenen Jahrzehnten in einem weiteren Wandel. Durch Shopping im Internet wird nahezu jedes Produkt bis zur Haustüre geliefert. Die Folge: Ortsfremde mit beruflichem Zeitdruck fahren vermehrt durch unserer Straßen auf der Suche nach der Zieladresse.
im Moment, aber vor allem perspektivisch setzten die Mitbürger auch auf alternative Personentransportmittel. Fahrrad fahren wird zunehmend attraktiver. Pedelecs und E-Bikes ermöglichen, in unserem hügeligen Landschaft, mittlerweile auch älteren Bevölkerungsgruppen das
Rad häufiger zu nutzen. Diese günstigere, nachhaltigere Alternative zum PKW, die zu dem noch gesünder für Körper und Umwelt ist, wird zunehmend wieder als Verkehrsmittel betrachtet und nicht nur als Freizeitvehikel. Weitere Alternativen werden künftig den Weg auch im ländlichen Raum auf die Straße kommen. Diese gilt es wahrzunehmen und zu integrieren.


Wie sieht unser Verkehrskonzept im Detail aus und was wollen wir damit erreichen?


Wir haben eine Reihe von Maßnahmen erarbeitet die eine Verkehrsberuhigung im Ort als Ziel haben. Wir wollen damit eine Antwort auf das gesteigerte Verkehrsaufkommen geben, die nicht das Ziel verfolgt, den Durchgangs-, Güter- und Individualverkehr zu behindern, sondern vielmehr die Wahrnehmung anderer, schwächerer Verkehrsteilnehmer mehr Wert zu schätzen.
Mit dieser anvisierten Beruhigung des Verkehrs in Herbitzheim, wollen wir die Lebensqualität unserer Einwohner erhöhen, unseren Ort verkehrstechnisch weiterentwickeln und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer erhöhen.
Wie verstehen WIR den Verkehr der durch Herbitzheim fließt?
Für uns bedeutet der Verkehr in erster Linie eine Bereicherung für den Menschen. Auch für uns ist das Auto das Verkehrsmittel Nummer eins. Es bringt uns täglich zur Arbeit und oftmals ist es auch Begleiter in unserer Freizeit. Der Güterverkehr der durch Herbitzheim fließt, schafft Arbeitsplätze und garantiert u.a. volle Regale in den nahegelegenen Geschäften. Wir möchten, dass möglichst viele Herbitzheimer bis ins hohe Alter mobil bleiben und das mit dem Verkehrsmittel ihrer Wahl.
Wir sind uns bewusst darüber, dass durch den demographischen Wandel, immer mehr ältere Verkehrsteilnehmer an unserem Verkehrssystem teilnehmen werden. Aus dieser Tatsache heraus wollen wir die Anzahl der risikoreichen Situationen und die daraus resultierenden möglichen Unfälle minimieren.
Der Verkehr befindet sich momentan im Wandel. Neue Antriebsformen und immer mehr alternative Verkehrsteilnehmer bereichern unsere Straßen.
Wir sind überzeugt davon, dass die Zukunft der Personenbeförderung nicht mehr wie in der Vergangenheit von einem Verkehrsmittel, dem Auto mit Verbrennungsmotor dominiert wird. Ein breiter Mix aus unterschiedlichen alternativen Transportmitteln, ein attraktiver ÖPNV und aber auch der klassische PKW werden sich nebeneinander etablieren. Der ländliche Raum darf hierbei den Anschluss nicht verlieren.
Zugleich sind wir uns darüber bewusst, dass dieser Verkehr, mit all seinen Vorteilen, auch negative Begleiterscheinungen mit sich bringt und in der Wahrnehmung jedes einzelnen Bürgers sehr unterschiedlich bewertet wird. Die Themen, die sich mit den unterschiedlichen Verkehrssituationen befassen werden oftmals sehr emotional geführt. Wir wollen von vornherein diese Emotionen herausnehmen und sachlich abarbeiten. Insofern werden wir immer ein offenes Ohr für gute Argumente haben und im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen diese Argumente in den Kontext zu setzten. Wir bewerten die Verkehrssituation unseres Ortes neu, da sich die Anforderungen an unsere Infrastruktur durch den Wandel im Verkehr geändert haben.
Die Nachhaltigkeit der Mobilität ist unser Leitsatz beim Thema Verkehr. Einer der wichtigsten Bausteine dafür ist unserer Meinung nach ein qualitativ gut ausgebautes Alltagsradwegenetz. In unserer Biosphäre kann das Fahrrad/E-Bike/Pedelec etc. vor allem auf kürzeren Strecken eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr darstellen. Gerade hier sollten diese Verkehrsmittel vermehrt für den Individualverkehr genutzt werden um die angesprochenen Probleme zu verringern. Wir unterstützen ein multimodales Verkehrsverhalten, was nichts anderes bedeutet, dass ein Verkehrsteilnehmer unterschiedliche Verkehrsmittel nutzt, je nach Bedarf und Situation. Dies ist die Grundlage für eine zukünftige ökologische, effiziente und kostenbewusste Mobilität. Jeder Verkehrsteilnehmer soll künftig gleichermaßen wertgeschätzt und wahrgenommen werden.


1.) Fußgängerüberweg(e)
Wir schlagen deshalb vor einen Zebrastreifen auf der Rubenheimer Straße zu installieren. Dieser ermöglicht eine sichere Überquerung der Hauptstraße für alle Kirch- bzw. Friedhofsbesucher. Dadurch kommen ebenso Kinder von der Kirchseite sicher zum Spielplatz und der Bushaltestelle. Der Fußgängerüberweg erhöht zudem die Aufmerksamkeit des Autofahrers im Bezug zu den Fußgängern. Eine entsprechende Beschilderung ist anzubringen.
Ein weiterer Zebrastreifen, mindestens aber eine Querungshilfe, wären auf der Saargemünder Straße in Höhe der Bushaltestellen zu installieren, damit alle Nutzer des ÖPNV sicher in den Ort zurück kommen bzw. sicher an die Haltestelle.


2.) Fahrradstraße auf der Rubenheimer Straße
Wir wollen auf der gesamten Fläche der Rubenheimer Straße in beiden Fahrtrichtungen eine Fahrradstraße nach Rohrbacher Vorbild installieren. Rechts und links der Fahrbahn soll eine Spur für Fahrradfahrer eingezeichnet werden. Der Mittelstreifen entfällt gänzlich. Diese Fahrradstraße dient als Zubringer der Herbitzheimer, als auch Rubenheimer Bürger, auf den Bliestal-Freizeitweg.
Dem schwächeren Verkehrsteilnehmer, dem Fahrradfahrer, wird dadurch deutlich mehr Wertschätzung im Straßenverkehr entgegengebracht. Diese Maßnahme schafft durch minimalen finanziellen Aufwand deutlich verbesserte Rahmenbedingungen für Radfahrer und alternative Verkehrsteilnehmer. Hierbei ist zu erwähnen, dass die meisten von uns, sowohl Fahrradfahrer als auch Autofahrer sind. Diese Maßnahme attraktiviert den Fahrradverkehr ohne den PKW-Verkehr herabzusetzen bzw. zu behindern. Jede Entscheidung das Rad zu nutzen und nicht das Auto, reduziert den innerörtlichen PKW-Verkehr. Und jeder Fahrradfahrer auf der Hauptstraße beruhigt den Durchgangsverkehr. Die Radwege auf der Hauptstraße sind sowohl dem Radfahrer als auch dem PKW-Fahrer dienlich für die jeweilige Verkehrssicherheit. Alleine das Vorhandensein der Fahrradstraße sensibilisiert den Autofahrer auf den schwächeren Verkehrsteilnehmer zu achten. Abstände können besser eingeschätzt und eingehalten werden. Auch der ÖPNV wird durch diese Maßnahme aufgewertet, da die Bushaltestellen des ÖPNV nun sicherer zu erreichen sind. Fahrradständer an den jeweiligen Haltestellen gehören folglich auch zu dieser Maßnahme.


3.) 30er Zone im Bereich Bliestal-Freizeitweg
Wir möchten eine 30er Zone im Bereich des Bliestal-Freizeitweges. Die Zone soll aus Richtung Bliesdalheim/Gersheim kommend auf Höhe der Verbindungstreppe zur Saargemünder Straße beginnen bzw. für den Gegenverkehr hier enden. Aus Richtung Rubenheim kommend, Ende der Bliesbrücke ca. 50m vor dem Bliestal-Freizeitweg beginnen und für den Gegenverkehr dort enden.
Wir setzten uns für diese 30er Zone aus zwei Gründen ein. Zum einen ist es für den linksabbiegenden Verkehrsteilnehmer Richtung Schillerallee eine sehr hohe Gefahrenstelle, da der Gegenverkehr auf der Hauptstraße wegen der Kurve erst sehr spät zu erkennen ist. Auch das Einbiegen aus der Schillerallee in beide Richtungen auf die Rubenheimer Straße ist hier faktisch immer eine Gefahrensituation für alle Verkehrsteilnehmer.
Ein Gefahrenpunkt ist ganz eindeutig die Kreuzung des Bliestal-Freizeitweges mit der Rubenheimer Straße. An dieser Stelle fällt es vor allem den ganz jungen, sowie den älteren Verkehrsteilnehmern schwer, die Rubenheimer Straße sicher zu passieren. Zudem zieht der Freizeitweg regelmäßig Touristen aus der Großregion an. Sichere Passagen an den Hauptstraßen sind auch aus dieser Perspektive sinnvoll.
Skurril an dieser Verkehrssituation ist die Tatsache, dass vor Jahren, als der Schienenverkehr hier, an Stelle von Fahrradfahrern die Rubenheimer Straße kreuzte, eine 30er Zone existierte. Dies verdeutlicht, wie sehr die Politik in der Vergangenheit, ausschließlich aus der Perspektive der Autofahrer handelte. Hier sehen wir Handlungsbedarf und fordern, dass künftig alle Verkehrsteilnehmer bei solchen Maßnahmen berücksichtigt werden.


4.) Geschwindigkeitsmesstafeln
An allen Ortseingängen sollen künftig Geschwindigkeitsmesstafeln hängen. Nahezu alle
Erfahrungsberichte zeigen, dass dieses Instrument den Verkehr nachhaltig beruhigt.


5.) P+R Parkplätze
Zur Zeit nutzen einige Herbitzheimer regelmäßig die Möglichkeit von Fahrgemeinschaften. Diese
Form des Personentransfers gilt es bewusst zu fördern. Im urbanen Bereich wird diese
Verkehrsmöglichkeit in Kombination mit neuen Medien gezielt und ganz einfach genutzt. Auch der
ländliche Raum wird mehr und mehr durch Apps, die mit ein bis zwei Schritten die Fahrgemeinschaft
entstehen lassen, erschlossen.
Die Fahrgemeinschaft reduziert die Kosten des Einzelnen. Sie reduziert den Verkehr im allgemeinen,
mit all seinen Vorteilen. Emissionen werden für Mensch und Umwelt reduziert und ebenso die
Geräuschsbelästigung für Anwohner an den Hauptstraßen.%MCEPASTEBIN%